Albrecht und Sabine reisen » Atlantik http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Einreise in die Neue Welt http://www.aus-reisen.de/2012/11/die-neue-welt/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=die-neue-welt http://www.aus-reisen.de/2012/11/die-neue-welt/#comments Fri, 09 Nov 2012 00:00:36 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=170 Weiterlesen »]]>

Sonnenaufgang im Hafen New York City

Unser erster Tag in den USA begrüßt uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Nach unserem letzten Frühstück auf dem Containerschiff, finden zum ersten Mal die Lautsprecher des Schiffes Verwendung: Die Grenzbeamten der USA sind an Bord und möchten die gesamte Besatzung und die Passagiere mit ihren Pässen überprüfen, um gegebenenfalls Einreisestempel zu verteilen. Ohne diesen Einreisestempel ist es niemanden auf dem Schiff erlaubt, das Land zu betreten. Für die meisten Mitglieder der Crew bedeutet dies, dass sie nicht einmal zur nächsten Telefonzelle gehen können, ohne empfindliche Geldstrafen zu riskieren. Wir erhalten aber ohne Probleme unser Visum und dürfen jetzt bis zum April in den USA bleiben.

Warten auf die Seemannsmission am Kai

Anschließen packen wir unser Gepäck in der Kajüte zusammen und machen noch schnell ein Abschiedsfoto mit allen Passagieren bevor ein Auto von der Seemannsmission kommt, das uns aus dem Hafengelände heraus bringen soll. Normalerweise gibt es in Häfen dafür einen Shuttleservice, aber in New York ist dieser vor einigen Jahren eingestellt worden und so stellt jetzt die Seemannsmission einen freiwilligen Transportdienst bereit. Die anderen Passagiere sind mit ihrem Gepäck schnell im Kleinbus untergebracht. Als wir immer mehr Satteltaschen, Rucksäcke und schließlich auch noch unsere Fahrräder die Gangway hinuntertragen,  werden die Augen der Fahrerin immer größer. Sie verspricht uns, dass sie in 40 Minuten wiederkommt und braust davon. Wir bleiben etwas verloren zwischen den riesigen Hafenkränen, die das Schiff entladen und den nicht weniger großen Containerbrücken, dessen Fahrer weit über unseren Köpfen sitzen, zurück.

Schon nach ca. 10 Minuten hält ein Pick-Up vom Hafensicherheitsdienst neben uns, dessen Fahrer es wohl zu gefährlich erscheint, wie wir mit unserem Gepäck inmitten des hektischen Hafenbetriebes stehen. Er bietet uns an, uns zum nächsten Tor zu fahren und wir überlegen nicht lange, weil uns die Situation selbst nicht ganz geheuer ist. Mit den Fahrrädern und dem Gepäck auf der Ladefläche des Pick-Ups lassen wir den Kai und die Hyundai Tianjin hinter uns zurück. Nach zwei Minuten Fahrt erreichen wir ein kleines Torhäuschen, dessen Sicherheitsdame etwas überfordert ist mit unserer plötzlichen Anwesenheit am Tor. Sie hat den Sicherheitsdienst, der uns gebracht hat, nicht gesehen und stellt viele Fragen, bevor sie unsere Passnummern aufschreibt und anfängt herumzutelefonieren. Als ein weiterer Minibus von der Seemannsmission vorbeikommt und anbietet uns mitzunehmen, übergibt sie uns erleichtert der Pastorin, die den Bus fährt. Mit Ach und Krach bekommen wir das gesamte Gepäck und die Räder in ihren sehr geräumigen amerikanischen Multifunktions-Van. Die Pfarrerin bringt uns nicht nur aus dem Hafengebiet heraus, sondern fährt uns direkt zum Motel (etwa 15 Autominuten vom Hafen entfernt), weil es auf den Straßen vom Hafen zum Motel nach ihrer Meinung mit dem Fahrrad viel zu gefährlich ist.

Willkommen im Land der breiten Straßen und großen Autos, in dem Radfahrer die Ausnahme sind.

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Land in Sicht http://www.aus-reisen.de/2012/11/land-in-sicht/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=land-in-sicht http://www.aus-reisen.de/2012/11/land-in-sicht/#comments Tue, 06 Nov 2012 00:00:30 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=129 Weiterlesen »]]> Nach vier Tagen mit warmem T-Shirt-Wetter im Golfstrom, weht uns morgens beim Öffnen des Fensters überraschend kalte Luft entgegen. Wir nehmen jetzt direkten Kurs auf New York und während wir am Bug stehen, um einen Blick auf die fliegenden Fische zu erhaschen, die man dort mit ein bisschen Glück sehen kann, lässt sich in der Ferne schon ein blassgrauer Küstenstreifen erahnen.

Viel später am Abend ruft uns dann der Kapitän auf die Brücke, weil uns von New York her die Queen Mary 2 entgegen kommt. Sie fährt backbord (links) an uns vorüber, wird aber bald uninteressant, weil sich auf der Steuerbordseite (rechts) ein viel besseres Bild bietet:

Skyline von New York City vom Containerschiff aus gesehen

Nach zehn Tagen und ca. 7000 km auf dem Meer leuchten uns die Lichter der US-Küste entgegen. Von Ferne wirkt sie zunächst wie eine Lichterkette mit tausenden Lichtpunkten. Doch nach und nach werden die Lichter größer und wir können das Empire State Building und das neue World Trade Center ausmachen.

Das Lotsenboot mit unserem Lotsen

Irgendwann kommt dann ein Lotsenboot in Sicht. Mit einem kleinen Motorboot fährt der Lotse an unseren Frachter heran und klettert über eine Strickleiter an Bord. Als er die Brücke betritt, ist New York ein gutes Stück näher gekommen. Wir stehen staunend am Fenster und betrachten die Skyline, in der man jetzt schon die einzelnen Wolkenkratzer erkennen kann. Durch die mit Bojen markierte Fahrrinne nähern wir uns der Narrow Bridge, die die New Yorker Stadtteile Brooklyn und Staten Island verbindet. Gemächlich fahren wir unter ihr hindurch und dann sehen wir inmitten der ganzen Lichter eine dunkle Silhouette mit einem einzelnen Licht an der Spitze: Die Freiheitsstatue. Wirklich nahe kommen wir ihr nicht, aber mit dem Fernglas können wir sie deutlich sehen. Zusammen mit dem hell erleuchteten World Trade Center und den anderen Hochhausriesen ergibt sich ein wunderbares Bild, an dem wir uns gar nicht satt sehen können.

Wir lassen Manhattan hinter uns zurück und fahren in den eigentlichen Hafen ein. Dort sehen wir schon die nächste Brücke, die Bayonne Bridge, die in den Farben des Union Jack beleuchtet ist. Unter der Brücke schwimmt etwas, das wie ein Christbaum aussieht, sich aber später als ein Lotsenboot herausstellt, mit dem ein weiterer Lotse an Bord kommt und übernimmt. Er gibt trotz der schmalen Fahrrinne ruhig und sicher seine Anweisungen: „Backboard ten!“, „Starboard three!“, „Midships!“, „Steady!“, die der Offizier am Steuer brav wiederholt und damit bestätigt, dass er den richtigen Kurs fährt. Kurz vor dem Liegeplatz gibt der Lotse die Anweisung „Engine Dead Slow“ und wir tuckern mit langsamster Geschwindigkeit Richtung Kaimauer.

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Windstärke 7 – 8 – 9 http://www.aus-reisen.de/2012/11/windstarke-7-8-9/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=windstarke-7-8-9 http://www.aus-reisen.de/2012/11/windstarke-7-8-9/#comments Sat, 03 Nov 2012 00:00:14 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=116 Weiterlesen »]]> Schon am ersten Tag auf der Nordsee schaukelt das Containerschiff leicht, was der Kapitän aber lachend abtut und meint, dass in ein paar Tagen ein Sturm kommen soll, in dem das Schiff dann richtig anfängt zu schaukeln. Er schwärmt noch von der Seekrankheit, dass alle dann blau und weiß im Gesicht werden und man am liebsten sterben wolle, der Schiffkoch sich aber freue, weil er dann nicht soviel kochen müsse. Wir sind also gewarnt und erwarten gespannt mit den anderen Passagieren den Sturm.

Richtig los geht es auf dem Atlantik, als wir den Ärmelkanal verlassen haben. Zuerst kommt der Wind, der dermaßen stark ist, dass man auf Deck nicht ohne sich festzuhalten stehen kann. Zudem können wir kaum atmen, weil der Wind uns von vorn förmlich ins Gesicht schlägt und die Luft brutal in unsere Lungen presst. Auf der Brücke zeigt der Windmesser 40 Konten (72 km/h) ohne den Fahrtwind an. Da wir gegen den Wind fahren, herrscht draußen also eine Windgeschwindigkeit von über 100 km/h.

Schlechte Sicht von der Brücke aus

Das Schiff stampft schon ganz ordentlich, der Kapitän meint aber, dass die Wellen eine Weile brauchen um sich aufzutürmen. Ein paar Stunden später sieht es dann auch schon anders aus. Der Bug des Schiffes wird von den Wellen mehrere Meter hoch gehoben (der erste Ingenieur schätzt 8 m) und die Kajüten in dem Heckaufbauten schwanken entsprechend hin und her. Richtig durchgeschüttelt werden wir, wenn der Bug sich gerade absenkt und eine richtig große Welle seitlich dagegen schlägt. Das Schiff wird daraufhin um ein paar Meter nach rechts oder links gestoßen, was zur Folge hat, dass in der Kajüte alles, was nicht festgemacht oder in Schränken verstaut ist, vom Tisch fällt oder hin und her rollt. Es fühlt sich an, als ob wir in einem Sportauto sitzen, das mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die Kurven fährt.

Folgen der Wucht einer Welle

Die Wellen werden derart stark, dass wir nicht mehr zum Bug und überhaupt nicht mehr auf Deck gehen dürfen. Stattdessen zeigt uns der erste Ingenieur den Maschinenraum mit dem Schiffsmotor, den Dieselgeneratoren und der Meerwasserentsalzungsanlage. Anschließend führt er uns durch den Passage Way, der an der Innenseite des Schiffes entlang führt, nach vorn. Wenn eine besonders große Welle den Bug erfasst, können wir dort hören, wie der Anker gegen die Außenwand des Schiffes schlägt. Es klingt aber eher wie eine Explosion. Der erste Ingenieur meint, dass es schon einmal passieren kann, dass der Anker von der Ankerkette reißt und im Meer versinkt, obwohl er nach ganz oben gezogen ist. Er meint aber auch, dass das so gewollt ist, denn so ein 7-Tonnen-Anker kann die Außenstahlwand durchschlagen. Daher ist die Ankerkette so berechnet, dass sie eher reißt, als dass das Schiff beschädigt wird. Als wir nach dem Sturm das erste Mal wieder am Bug sind, entdecken wir einen verbeulten Container. Eine hohe Welle hat ihn dermaßen hart getroffen, dass sie einfach die Stirnseite des Stahlcontainers um ca. 30 cm eingedrückt hat, selbst die stabilen Außenkanten des Containers sind leicht verbogen.

Ob wir seekrank geworden sind? Na ja, ohne Medikamente (Vomacur von Hexal) wären wir es wohl geworden. Bei mir (Albrecht) begann es mit einem Schwindelgefühl, sodass ich mich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, und mit einer Antriebslosigkeit verbunden mit einem leicht flauen Gefühl im Magen. Nachdem ich einen ganzen Vormittag auf Besserung gewartet habe, habe ich doch das Medikament probiert, was ich eigentlich vermeiden wollte, weil einem durch das Lesen der Packungsbeilage Angst und Bange wird. Die Wirkung war aber Wahnsinn. Nach einer Stunde ging es mir wieder richtig gut. Der Schwindel war weg und ich konnte wieder Laufen, das flaue Gefühl im Magen war weg und ich hatte wieder Lust etwas am Rechner zu arbeiten. Das langsame Schaukeln des Schiffes habe ich danach gar nicht mehr mitbekommen. Nur noch das Gewackel, wenn wieder ein Welle das Schiff erschütterte. Das ganze fühlt sich dann an, wie als wenn man in einem Zug sitzt und über sehr alte Gleise und Schwellen rast. Unsere Mitpassagiere nahmen auch Medikamente ein und so musste der Koch doch ganz normal kochen.

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Schiff Ahoi! http://www.aus-reisen.de/2012/10/schiff-ahoi/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=schiff-ahoi http://www.aus-reisen.de/2012/10/schiff-ahoi/#comments Wed, 31 Oct 2012 00:00:58 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=97 Weiterlesen »]]> Unser Abenteuer beginnt wie so viele andere mit dem Weckerklingeln. Um 4.00 Uhr morgens reißt er mich aus dem Schlaf und mein Kopf ist sofort hellwach: Jetzt geht es los! Mein Körper braucht noch ein bisschen, aber wir haben ja eine lange Zugfahrt vor uns, während der er nachziehen kann

Im Zug rufen unsere voll beladenen Räder ein ungläubiges Kopfschütteln der Kaffeeverkäuferin hervor, ansonsten verläuft die Zugfahrt aber bis auf eine kleine Verspätung sehr angenehm. Bei den Umstiegen gibt es immer jemanden, der uns mit den schweren Rädern zur Hand geht.

Unser Gepäck kurz vor der Verladung

Die letzte Strecke vom Bahnhof zum Hafen legen wir mit dem Rad zurück. Am Eingang zum Terminal müssen wir auf ein Shuttle warten, das uns zum Kai bringen soll. Da der normale Van zu klein ist, kommt ein ausgedienter Linienbus, in den unsere Fahrräder wunderbar hineinpassen. Hinter gestapelten Containern und hoch aufragenden Containerbrücken sehen wir schließlich „unser“ Containerschiff, die Hyundai Tianjin.

Ein paar Matrosen laden gerade riesige Farbeimer an Bord und helfen uns bereitwillig unser Gepäck und die Fahrräder über die schmale Gangway an Bord zu bringen. Die Fahrräder müssen wir an Deck stehen lassen, weil sie in unserer Kabine keinen Platz haben. Sie sollen aber später unter Deck verstaut werden.

Der Blick aus unserem Kajütenfenster

Von unserer Kajüte sind wir begeistert. Zwei Zimmer mit Teppichboden, gemütlichen Sofas, Schränken, einem Bett und einem eigenen Bad. Das beste aber ist die Aussicht. Die beiden Fenster, die mit dicken Schraubzwängen verschlossen werden, gehen nach vorne hinaus. Über mehrere Reihen Container hinweg sehen wir den Bug und können weit hinaus aufs Meer schauen. Alles in der Kabine ist festgemacht. Die Schranktüren sind mit Magneten verschlossen und die Fächer haben eine extra Zwischenleiste. Auch die Schubladen sind mit einem Hebelmechanismus versehen, damit sie nicht einfach aufgehen. Der Hocker im Schlafzimmer ist an die Wand gekettet. Das lässt uns Schlimmes befürchten, aber erst einmal genießen wir den Blick aus dem Fenster und beobachten das Treiben im Hafen, bis wir schließlich ablegen.

Für die nächsten anderthalb Wochen leben wir auf dem Schiff. Außer uns sind noch 4 weitere Passagiere an Bord und natürlich die Mannschaft, die wir aber selten sehen. Die einzigen festen Termine sind die Mahlzeiten, ansonsten haben wir Freizeit, können uns die Brücke anschauen und auf Deck spazieren gehen. Herrlich!

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