Albrecht und Sabine reisen » Containerschiff http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Stürmische Ankunft http://www.aus-reisen.de/2013/11/stuermische-ankunft/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=stuermische-ankunft http://www.aus-reisen.de/2013/11/stuermische-ankunft/#comments Tue, 12 Nov 2013 00:00:29 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=3311 Weiterlesen »]]> Bevor wir unsere Seefahrt beenden und in Südkorea an Land gehen, scheint sich der Pazifik noch einmal würdig von uns verabschieden zu wollen. Ein Taifun zieht an Japan vorbei und verursacht dabei so hohe Wellen, dass unser Schiff sich bis zu 20° Neigungswinkel auf die Seite legt. Nachdem uns bereits ein Glas in unserer Kabine zu Bruch gegangen ist, räumen wir alles weg, was vom Tisch herunter fallen könnte. Trotzdem klappert und scheppert es noch beängstigend in den Schränken, wenn Bücher, Dosen und Elektrogeräte von einer Ecke in die andere rutschen.

Wenn die Wellen seitlich auf das Schiff treffen, fängt es stark an zu rollen. Dabei rutscht alles hin und her, was nicht festgebunden ist. Auf dem Video ist vor allen Dingen ein Mülleimer zu hören, der scheppernd gegen Stühle und Möbel kracht.

Auch die Mahlzeiten in der Offiziersmesse verlaufen bei so einem Sturm nicht so ruhig und entspannt ab, wie sonst immer. Anstatt der Suppenteller gibt es große Schüsseln für die Suppe. Obwohl wir unsere Gläser bei jeder Welle festhalten, gibt es auch hier Scherben. Bei einer besonders großen Welle rutscht Albrecht einmal samt seinem Stuhl und Suppenschüssel, die er reaktionsschnell hochgehoben hat, quer durch den Raum. Mitten im Raum bleibt er dann stehen, weil die Welle ihren Höhepunkt erreicht hat und kommt dann in Gegenrichtung wieder zurück an den Tisch gerutscht.

Doch nicht alle können das Schwanken und Schaukeln, das für uns eher lustig ist, so auf die leichte Schulter nehmen. Einer unserer Mitpassagiere ist vor zwei Tagen unglücklich gestürzt und hat sich am Bein verletzt. Noch wissen wir nicht, was es genau ist, weil es keinen Arzt an Bord gibt und die Offiziere ohne Röntgengerät außer einer Schwellung nicht viel feststellen können. Also muss er die Zähne zusammen beißen und warten, bis er in Pusan in ein Krankenhaus fahren kann. Bisher konnte er auf Krücken wenigstens in seinem Zimmer umher humpeln, aber mit einem ständig schwankenden Boden unter den Füßen, auf dem schon wir Gesunden um unser Gleichgewicht kämpfen müssen, wird auch das bald unmöglich.

Der Kranke wird in einer Kiste mit einem Kran an Kai gelassen.

Der Kranke wird in einer Kiste mit einem Kran hinab gelassen

Wir unterstützen ihn so gut wir können und sind froh, als die Wellen wieder ruhiger werden und wir uns dem Hafen von Pusan nähern. Schon kommt der Lotse an Bord und übernimmt das Kommando. Als wir längsseits am Kai liegen stellt sich unserem Mitreisenden das nächste Problem: Die Gangway, die von Bord führt, ist schmal und wackelig, und bietet mit den Krücken nicht genügend Halt. Mit ihr kommt er jedenfalls nicht hinunter. Aber der Kapitän hat schon eine Lösung für das Problem. Die Matrosen stellen einen Stuhl in eine Metallbox, die sonst für Lasten verwendet wird. Darein wird der Kranke gesetzt und schwebt so langsam dem Kai entgegen, wo schon ein Mitarbeiter der Reederei auf ihn wartet. Mit den Krücken schafft er es bis ins bereit stehende Auto, aber dann muss er sie leider abgeben, weil es auf dem Schiff nur das eine Paar gibt. Das heißt, den Weg in die Zollstation und in die Behörde für Einreise muss er jeweils gestützt auf Albrecht und den Mitarbeiter der Reederei auf einem Bein hüpfend zurück legen.

Das erste das uns in Südkorea auffählt, sind die vielen Leuchtreklamen an den Häusern

Südkorea begrüßt uns mit einem Lichtermeer aus Leuchtreklamen

Als das alles geschafft ist, fahren wir auf dem schnellsten Wege ins Krankenhaus, wo die Ärzte einen Bruch feststellen, der am nächsten Tag operiert werden muss. Bis er dann wieder laufen kann, wird es wohl noch ein bis zwei Monate dauern. Wir verabschieden uns von ihm, denn wir wissen ihn jetzt in guten Händen. Wir fahren zu unserem Hostel und bummeln am Abend noch durch die Straßen mit den vielen Leuchtreklamen und kleinen Läden. Jetzt erst realisieren wir so richtig, dass wir in Südkorea angekommen sind.

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Seemannsgarn http://www.aus-reisen.de/2013/11/seemannsgarn/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=seemannsgarn http://www.aus-reisen.de/2013/11/seemannsgarn/#comments Sat, 09 Nov 2013 00:00:12 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2541 Weiterlesen »]]> Es ist der 11. Oktober abends. Ich liege in unserer Kajüte und denke über unsere Reise nach. Morgen ist der 12. Oktober und damit jährt sich der Tag unserer Abreise. Ein Jahr sind wir dann schon unterwegs. Und was wir schon alles gesehen haben! Angefangen bei der Einreise nach New York, die Niagarafälle, dann Toronto, Ottawa und Montréal, wir haben Kanada mit dem Bus durchquert, waren im Yellowstone und sind jetzt auf dem Pazifik Richtung Asien unterwegs. Noch während ich darüber nachdenke, werde ich von den Wellen langsam in den Schlaf gewiegt.

Wir essen gemeinsam mit den Offizieren und Ingenieuren in der Offiziersmesse.

Wir essen gemeinsam mit den Offizieren und Ingenieuren in der Offiziersmesse.

Und der nächste Tag soll ein neues Abenteuer bereithalten. Wie gewohnt gehen wir um halb acht zum Frühstück. Das hört sich zwar recht früh an, aber durch die häufige Zeitumstellung (sieben Mal eine Stunde in den letzten zehn Tagen) fühlt es sich für uns eher an wie um halb drei Nachmittags. Wir frühstücken im gleichen Raum wie die Besatzung und während des Essens entspinnt sich ein langes Gespräch, in dem die Seeleute von fremden Ländern und über ihre Abenteuer auf See erzählen.

Afrika, so erzählen sie, sei zwar ein unsicheres Pflaster, aber mit den Waren von dort lasse sich immer noch ein bisschen dazu verdienen. Da hat einer eine Ladung Holzelefanten aus Afrika mitgebracht und sie gewinnbringend in Deutschland verkauft. Ein anderer hat in Nigeria einen Ottokatalog herumgezeigt und ist dann der inoffizielle offizielle Vertreter von Otto in Nigeria geworden.

Der Suezkanal wird unter Seeleuten auch Marlboro-Kanal genannt, weil man sich mit einigen Stangen dieser Zigaretten eine problemlose Durchfahrt sichern kann. Der Kapitän, ein Nichtraucher, habe extra einen ganzen Vorrat dabei.

Manchmal "landen" fliegende Fische auf Deck die von der Crew gerne roh gegessen werden,

Manchmal “landen” fliegende Fische auf Deck

Die Crew auf diesem Schiff besteht aus Philippinern und Europäern, was auf Frachtschiffen nicht unüblich ist. Vom Kapitän erfahren wir, dass es aber auch andere Besatzungen gibt, bei der die Crew seltsame Gewohnheiten mitbringt. Er erzählt über die Bewohner einer Inselgruppe bei Australien, mit denen er einmal gefahren ist. Sie sammelten morgens fliegende Fische ein, die durch das niedrige Freibord (also die Höhe der Reling von der Wasserlinie aus) über Nacht an Bord fliegen konnten. Die Fische wurden dann direkt an Ort und Stelle verspeist. Auch die Seemöwen, die manchmal das Containerschiff des Nachts als Rastplatz nutzten, waren vor der Crew nicht sicher. Sie schlichen sich an und fingen die Möwen mit der bloßen Hand ein. Nur als einem der Seeleute einfiel, sich eine Möwe als lebenden Proviant in der Kajüte zu halten, musste der Kapitän dann doch sein Veto einlegen.

Neben der Offiziersmesse hängt eine große Weltkarte, wo die aktuelle Schiffsposition zu sehen ist. Wir befinden uns in der nähe der Beringsee.

Neben der Offiziersmesse hängt eine große Weltkarte, auf der die aktuelle Schiffsposition zu sehen ist. Wir befinden uns in der Nähe der Beringsee.

Während wir uns noch unterhalten, kommt plötzlich eine Durchsage: Eisberg an Steuerbord! Wir fahren durch arktische Gewässer und warten schon lange darauf, endlich mal einen Eisberg zu sehen. Also beenden wir kurzerhand unser Frühstück und gehen hoch auf die Brücke. Und tatsächlich, da treibt majestätisch und kalt ein Eisberg in einiger Entfernung im Meer. Doch noch mehr kann ich entdecken, als ich eines der großen Ferngläser nehme, die hier für die wachhabenden Offiziere bereitliegen. Etwa auf halber Strecke vor dem Eisberg treibt eine Eisscholle im Wasser, auf der sich etwas bewegt. Ich mache den Offizier auf der Brücke darauf aufmerksam und nach einer Weile stellt er fest: Das muss ein Eisbärenjunges sein. Was macht ein Eisbärenjunges so weit draußen auf dem Meer? Wir werden es wohl nie erfahren, aber ohne unsere Hilfe wird es wohl kaum den nächsten Tag überleben. Schon gibt der Offizier seine Anweisungen über Mikrofon an die Matrosen und wir begeben uns an Deck, um auch ja nichts zu verpassen. Als erstes kommt der Koch aus seiner Kombüse. Er hält geschälte, aufgeschnittene Zwiebelhälften in der Hand. Als die Scholle immer näher heran kommt, holt er aus und wirft sie zielsicher dem Eisbären vor die Nase. Wir wundern uns etwas, beobachten aber, was passiert. Und tatsächlich, der Eisbär schnüffelt daran und schon schießt ihm das Wasser in die Augen. Als es gefroren ist, und er nichts mehr sieht, werfen ihm einige Matrosen von Deck aus einen große Plane über den Kopf, an der große Seile befestigt sind. Hilflos und blind wie er ist, wehrt er sich zwar und brüllt und zappelt, aber er verheddert sich dabei nur immer weiter in der Plane. So können ihn die Matrosen langsam an Bord ziehen. Er wird in einem großen Käfig in der Werkstatt untergebracht.

Fliegende Fische

Fliegende Fische

An diesem Abend sammeln wir die fliegenden Fische an Deck ein und gehen hinunter, um den Eisbären zu füttern. Er hat sich inzwischen etwas beruhigt und frisst brav seinen Fisch. Plötzlich höre ich ein Geräusch aus der Dunkelheit weiter hinten in der Werkstatt. Ich gehe hin und entdecke unter einer Decke einen Käfig, in dem eine Möwe traurig mit den Flügeln schlägt. Gleich daneben steht eine mit Plane zugedeckte Kiste, aus der einige Holzelefanten hervorschauen. Darunter entdecke ich einige Kartons mit der Aufschrift „OTTOversand“. Als wir am Abend ins Bett gehen, schütteln wir den Kopf über so einen verrückten Tag.

Am nächsten Morgen schauen wir vor dem Frühstück in der Werkstatt vorbei. Der Eisbär, die Möwe und die Kisten sind verschwunden. Auch den 12. Oktober hat es für uns nie gegeben, denn wir sind an diesem Tag über die Datumsgrenze gefahren und so folgte auf den 11. gleich der 13. Oktober. Die Geschichten allerdings, die haben wir so gehört und es bleibt unseren Lesern überlassen, ob sie sie glauben, oder nicht.

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Wir stechen in See http://www.aus-reisen.de/2013/11/wir-stechen-in-see/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=wir-stechen-in-see http://www.aus-reisen.de/2013/11/wir-stechen-in-see/#comments Wed, 06 Nov 2013 00:00:04 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2571 Weiterlesen »]]> Hier im Hafen sind wohl keine Fußgänger eingeplant

Hier im Hafen sind wohl keine Fußgänger eingeplant

Es ist heiß. Die Sonne brennt unbarmherzig auf unsere Köpfe nieder, während wir die staubige Straße entlang laufen. Immer wieder kommen uns donnernde LKWs entgegen, die eine Wolke aus Staub und Dreck vor sich herschieben. Mein Rucksack drückt schwer auf meine Schultern, während ich stoisch einen Fuß vor den anderen setze. Vor mir läuft Albrecht mit einem noch größeren Rucksack.

Wir sind unterwegs im Containerhafen von Oakland und suchen die Hanjin Athens, das Containerschiff, mit dem wir bis nach Pusan in Südkorea fahren werden. Zunächst einmal gehen wir jedoch zu einem Bürogebäude im Hafen, wo wir uns laut Reisebüro melden sollen. Da es keinen offiziellen Eingang hat, gehen wir durch die einzige sichtbare Tür, die eher wie ein Hintereingang wirkt. Folgerichtig stehen wir dann auch mitten in einem Großraumbüro, dessen Schreibtische allerdings größtenteils verlassen daliegen. Nur ganz hinten taucht ein Kopf über den Trennwänden auf und schaut fragend in unsere Richtung. Wir erklären, dass wir als Passagiere auf einem Containerschiff mitfahren wollen, was die fragende Mine des Mannes allerdings nicht groß aufhellt. Er überlegt und verschwindet schließlich in einem Seitenraum. Kurze Zeit später kommt ein anderer Mann aus dem Büro auf uns zu und lässt sich dieselbe Geschichte noch einmal erzählen. Er kratzt sich am Kopf, verschwindet dann und kommt schließlich mit einer Liste in der Hand wieder. Zum Glück entdecken wir unsere Namen auf der Liste und so ruft der Mann über Funk seinen Kollegen an: „Billy? Here are two passengers“ (Billy? Hier sind zwei Passagiere). Nach einigen Erklärungen kommt Billy schließlich mit einem Auto angefahren und bringt uns zu dem Kai, wo die Hanjin Athens vor Anker liegt.

Über eine steile Gangway gelangen wir an Bord. Die Deckwache trägt uns in ein großes Buch ein, der Stewart führt uns in unsere Kajüte und dann sind wir uns selbst überlassen. Wir begutachten zunächst unser neues Heim für die nächsten zwei Wochen, gehen dann aber nach draußen, um das fleißige Gewimmel im Hafen zu beobachten. Da werden Container ein- und ausgeladen, Containerbrücken schwingen hin und her, LKWs reihen sich in Schlangen ein, bevor sie beladen werden, Hafenarbeiter befestigen Verbindungsstücke an den Containern und das ganze geht in emsiger Betriebsamkeit ineinander über. Plötzlich hören wir über unseren Köpfen ein Stimme. Wir schauen hinauf und entdecken den Kapitän auf der Brücke, der sich mit einem Beamten der Hafenbehörde unterhält. Auch er schaut neugierig nach unten, wer denn da auf seinem Schiff so leger und ohne Warnwesten herum läuft und so werden wir jetzt auch offiziell an Bord begrüßt.

Ein letzter stummer Gruß der neuen Welt

Ein letzter stummer Gruß der neuen Welt

Der Rest des Tages geht schnell vorbei und abends heißt es dann Abschied nehmen von Nordamerika. Langsam ziehen die Schlepper das Boot in die Fahrrinne und wir nehmen Fahrt auf. Es geht vorbei an San Francisco und unter der Golden Gate Bridge hindurch. Wie stählerne Wächter ragen die Pfeiler der Brücke bewegungslos in die Dunkelheit. Ein letzter stummer Gruß der neuen Welt bevor wir hinaus auf den Pazifik fahren.

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Große Pläne http://www.aus-reisen.de/2013/06/grose-plane/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=grose-plane http://www.aus-reisen.de/2013/06/grose-plane/#comments Fri, 07 Jun 2013 20:52:39 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1025 Weiterlesen »]]> 7 Monate sind vorbei. 7 Monate des Lebens in Toronto. 7 Monate des Arbeitens und 7 Monate des Weiterreise-Vorbereitens. Wir werden Toronto verlassen und weiter durch Kanada und die Welt ziehen. Durch die Welt? Ja – wir haben uns überlegt, über Asien nach Deutschland zurückzureisen und bauen unsere Kanadareise so zu einer Weltreise aus. Die letzten 7 Monate haben wir nun damit zugebracht, verschiedene Reiserouten auf ihre Machbarkeit hin zu überprüfen. Dabei lag unser Augenmerk vor allem auf flugzeugfreien Strecken, also auf See- und Landwegen. Wir waren doch ganz schön überrascht, wie schnell eine Reiseroute unmöglich wird, weil irgendwelche politischen Feindseligkeiten zwischen benachbarten Ländern existieren. So ist es praktisch unmöglich von China direkt nach Indien zu reisen, weil sich die Länder in ihren Landesgrenzen nicht einig sind. Um von China nach Indien zu reisen, muss man einen Umweg über Tibet und Nepal nehmen. Für Indien wiederum, erschlägt einen das Auswärtige Amt mit seitenlangen Indien-Reisewarnung und in Pakistan sieht es auch nicht viel besser aus. Vom Iran ist es, entgegen aller Erwartungen, recht einfach möglich, über die Türkei nach Europa zu reisen.

Insgesamt erschien uns diese Reiseroute zu unsicher und außerdem hätten wir für fast jedes Land ein Visum, Sondergenehmigungen und Scheinreisegruppen beantragen oder organisieren müssen. Es gibt aber noch eine andere, einfachere Reiseroute. Direkt von China nach Russland und über Sibirien nach Europa. Da wir weder Lust auf hautnahes Erleben von Konflikten haben, noch tausend Sicherheits-Reise-Warnungen beachten möchten und auch keine Lust haben, tausend verschiedene Visa zu beantragen, haben wir uns für diese Route über Sibirien entschieden. Insgesamt brauchen wir für die Route nur ein Chinavisum und ein Russlandvisum. Alle anderen Länder sind visafrei.

Ein Russlandvisum zu beantragen ist allerdings auch nicht ganz einfach. So muss man eine Einladung und eine Reisebestätigung von einem zertifizierten Russlandreiseunternehmen erkaufen, für das man auf den Tag genau angeben muss, wann man wo ist und in welchem Hotel man übernachten möchte. Da wir erst in 5 Monaten nach Russland reisen möchten, ist es natürlich schwer zu sagen, was wir wann unternehmen. Aber da hilft der Hinweis des Reiseveranstalters „Wenn die Reisepläne nicht genau feststehen, bitte eine ungefähre Reiseroute annehmen“. So füllen wir alle nötigen Formulare aus und schon bekommen wir die Einladung und eine Reisebestätigung über unsere Zwei-Personen-Reisegruppe auf russisch zugeschickt. Mit all diesen Papieren genehmigt uns das russische Konsulat in Toronto das Visum ohne weitere Fragen. Ein Chinavisum werden wir in Vancouver beantragen, weil es nach der Ausstellung nur 3 Monate lang zur Einreise berechtigt.

Die "Rückreiseroute"

Die “Rückreiseroute”

Aber wie sieht denn nun unsere Reiseroute aus? Bis Anfang August sind wir im Osten Kanadas unterwegs und werden danach mit dem Bus an die Westküste nach Vancouver fahren und den Westen erkunden. Dann geht es an der Kanadischen/US-Westküste entlang in den Süden (mit einem Abstecher in den Yellow-Stone-Nationalpark) bis nach San Francisco. Ende September fahren wir von dort mit einem Schiff nach Südkorea und nehmen die Fähre, um nach China (Qingdao) überzusetzen. Mit der legendären, transsibirischen Eisenbahn reisen wir Ende Oktober von Peking direkt nach Moskau. Wir haben uns dabei für die transmandschurische-transsibirsche Route entschieden und umfahren so die Mongolei. Von Moskau geht es dann über Sankt Petersburg, über das Baltikum und Polen zurück nach Deutschland. Geplant ist, dass wir dann Mitte-Ende November 2013 wieder in Deutschland eintreffen.

Nach all den Monaten der Planungen sind wir jetzt gespannt, wie unsere Pläne funktionieren. Und Ihr, liebe Leser, könnt euch weiterhin auf interessante Artikel freuen.

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Bisherige Reiseroute http://www.aus-reisen.de/2013/05/bisherige-reiseroute/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=bisherige-reiseroute http://www.aus-reisen.de/2013/05/bisherige-reiseroute/#comments Sat, 04 May 2013 18:37:18 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=941 Weiterlesen »]]> Seit über einem halben Jahr sind wir schon unterwegs (wir sind am 12. Oktober 2012 losgefahren) und haben über die verschiedensten Dinge berichtet, die sich an verschiedenen Orten zugetragen haben. Da die Artikelanzahl immer größer wird, wird es natürlich auch immer schwieriger den Überblick über all die Artikel zu behalten und so manch einer wird sich fragen „Wo ist das überhaupt?“.

Reiseroute

Bisherige Reiseroute mit den Orten, über die wir geschrieben haben

Um diese Fragen zu beantworten, gibt es jetzt eine interaktive Karte mit dem bisherigen Routenverlauf und den Standorten der Artikel (grüne Blase). Zu finden ist die Reiseroute rechts im Menü “Navigation” unter dem Punkt “Reiseroute“.

Link "Auf Reiseroute anzeigen"

Link “Auf der Reiseroute anzeigen”

Zusätzlich gib es am Ende von jedem Artikel einen Link „Auf der Reiseroute anzeigen“. Wer darauf klickt, wird direkt auf die Reiseroute weitergeleitet und der Standort, über den wir den Artikel geschrieben haben, wird angezeigt.

Wir hoffen, dass es mit dieser Karte noch besser möglich ist, mitzuverfolgen, wo wir uns gerade aufhalten und was wir erleben.

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Rückblick Containerschifffahrt http://www.aus-reisen.de/2013/04/ruckblick_containerschifffahrt/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ruckblick_containerschifffahrt http://www.aus-reisen.de/2013/04/ruckblick_containerschifffahrt/#comments Sun, 14 Apr 2013 03:16:34 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=823 Weiterlesen »]]>

„Ihr seit mit dem Containerschiff nach Amerika gefahren? Wie geht das denn?“ So oder so ähnlich werden wir immer wieder gefragt, wenn wir von unserer Atlantik-Überfahrt von Bremerhaven in Deutschland nach New York City in den USA erzählen. Auch Fragen, wie wir auf die Idee gekommen sind, wie das Leben auf den Schiff so ist, wo man so etwas buchen kann oder wie teuer es ist, kommen immer wieder vor.

Da am letzten Freitag der Beginn unserer Reise und damit die Containerschifffahrt genau sechs Monate zurücklagen, nutzen wir die Gelegenheit um diese Fragen zu beantworten und haben noch einen kleinen Schmankerl dabei, nämlich in Form einer Fotogalerie mit der gesamten Überfahrt in Bildern.

Ich (Albrecht) gebe zu, mit dem Frachtschiff den Atlantik zu überqueren, das ist schon ungewöhnlich. Wann genau ich auf die Idee gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr so genau. Auf alle Fälle hatte ich einmal im Internet geschaut, wie man auf einem Frachtschiff anheuert, um kostenlos durch die Welt zu fahren. Leider gibt es die Möglichkeit nicht mehr (wenn man den Internet-Foren glauben schenkt). Im großen und ganzen ist es den Reedereien zu teuer, ständig neue Matrosen anzulernen, die dann nur eine Fahrt dabei sind. Auch der Versicherungsschutz spielt wohl eine Rolle. Außerdem sind Matrosen von den Philippinen sehr günstig. Im Zuge dieser Recherche bin ich aber auf Reisebüros (wir haben bei Frachtschiffreisen Pfeiffer gebucht) gestoßen, die solche Frachtschifffahrten für Passagiere anbieten. Man kann einfach mitfahren und Urlaub auf dem Schiff machen. Besonders hat mich gereizt, dass man mit den Offizieren zusammen auf dem Schiff lebt und sich völlig frei bewegen kann. Prinzipbedingt hat man 3 mal täglich Kapitänsdinner und kann auf die Brücke oder in den Maschinenraum gehen, wann immer man Lust dazu hat. Für Technikfreaks ein wahres Fest!

Als ich Sabine vor ein paar Jahren das erste mal von der Idee erzählt habe, war sie eher skeptisch. Sie sei noch nie übers Meer gefahren und dann gleich über den Atlantik? Also sind wir erst einmal mit der Fähre nach von Lübeck nach Malmö in Schweden gefahren, immerhin 12 h mit einer Übernachtung. Als das gut ging und wir angefangen haben, das Kanadajahr zu organisieren, was es schon nicht mehr so abwegig Containerschiff zu fahren. Das ausschlaggebende Argument war dann, so klimaschonend wie möglich zu reisen. Da wir kurz vor der Abreise geheiratet haben, war es auch eine sehr gute Möglichkeit sich nach dem ganzen Stress auszuruhen. Warum? Eigentlich ist auf dem Schiff nichts zu tun, kein Internet, keine Bespaßung, keine Aktivitäten. Die einzigen festen Termine täglich sind die drei Mahlzeiten. Das Essen ist überraschend gut (etwas besser als Großküchenessen). Auch gibt es immer frisches Obst und Gemüse. Es ist schon etwas eigenartig mitten auf dem Atlantik zu sein, d.h. 2000 km ist nur Wasser um einen herum und in einen frischen Apfel zu beißen und eine Schnitte Fleischsalat zu genießen. Da unser Kapitän Deutscher ist, gibt es meistens auch deutsches Essen. Sonst setzt sich die Mannschaft aus ein paar deutschen Ingenieuren, philippinischen und estnischen Offizieren, den philippinischen Matrosen und 4 weitere Passagiere aus Schweden, der Schweiz und einer Deutschen zusammen. Gesprochen wird so ein Mix aus Deutsch und Englisch. Die Matrosen sind von Rest der Mannschaft abgeschirmt. Sie haben z.B. ihr eigenes Esszimmer und eigenen Aufenthaltsraum. So laufen wir den ihnen eigentlich nur im Treppenhaus oder wenn wir auf dem Schiff unterwegs sind über den Weg.

Die Matrosen haben auch auf See alle Hände voll zu tun, sie streichen und säubern das Boot von früh bis abends. Und was machen wir? Wir genießen die Zeit, schauen aus dem Fenster auf die ca. 4000 Container, beobachten die Offiziere und den Kapitän auf der Brücke, wie sie das 249 m lange Schiff steuern und genießen die Sicht auf das Meer. Ab und zu gehen wir auch an Deck spazieren. Der beste Platz auf dem Schiff ist ganz vorne am Bug, dort herrscht vollkommene Stille, kein Laut des sonst überall zu hörenden und zu fühlenden Schiffsmotors dringt bis hierhin. Man hört nur das Rauschen der Wellen und des Windes.

So sind die 10 Tage auf See sehr schnell vorbei. Die ganze Containerschiffsreise hat übrigens ca. 1800 € für uns beide inkl. Vollpension gekostet. Das mag zwar auf den ersten Blick teuer sein, aber so haben wir die Flugkosten gespart und konnten unsere Fahrräder kostenlos mitnehmen und hatten keine Probleme mit dem Übergepäck. Jeder von uns hat ohne die Fahrräder ca. 40-50 kg Gepäck dabei. Die Grenze soll wohl bei 100 kg pro Person liegen, was aber keiner überprüft. Die Bedingung ist bloß, dass man das Gepäck selber noch tragen kann.

Die ganze Überfahrt haben wir mit unserem GPS aufgezeichnet. So sieht man in der folgenden Karte, wie das Schiff gefahren ist und an welchen Stellen wir unseren Kurs geändert haben. Es ist schon überraschend zu sehen, über wie viele hunderte Kilometer das Containerschiff einfach geradeaus gefahren ist ohne auch nur vom Kurs abzuweichen.

Wir können so eine Reise nur jedem empfehlen! Es ist eine ganz besondere Erfahrung und auch in der heutigen Welt ein richtiges Abenteuer!

Wer jetzt noch Fragen hat, kann einfach ein Kommentar hinterlassen auf den wir dann antworten werden.

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Einreise in die Neue Welt http://www.aus-reisen.de/2012/11/die-neue-welt/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=die-neue-welt http://www.aus-reisen.de/2012/11/die-neue-welt/#comments Fri, 09 Nov 2012 00:00:36 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=170 Weiterlesen »]]>

Sonnenaufgang im Hafen New York City

Unser erster Tag in den USA begrüßt uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Nach unserem letzten Frühstück auf dem Containerschiff, finden zum ersten Mal die Lautsprecher des Schiffes Verwendung: Die Grenzbeamten der USA sind an Bord und möchten die gesamte Besatzung und die Passagiere mit ihren Pässen überprüfen, um gegebenenfalls Einreisestempel zu verteilen. Ohne diesen Einreisestempel ist es niemanden auf dem Schiff erlaubt, das Land zu betreten. Für die meisten Mitglieder der Crew bedeutet dies, dass sie nicht einmal zur nächsten Telefonzelle gehen können, ohne empfindliche Geldstrafen zu riskieren. Wir erhalten aber ohne Probleme unser Visum und dürfen jetzt bis zum April in den USA bleiben.

Warten auf die Seemannsmission am Kai

Anschließen packen wir unser Gepäck in der Kajüte zusammen und machen noch schnell ein Abschiedsfoto mit allen Passagieren bevor ein Auto von der Seemannsmission kommt, das uns aus dem Hafengelände heraus bringen soll. Normalerweise gibt es in Häfen dafür einen Shuttleservice, aber in New York ist dieser vor einigen Jahren eingestellt worden und so stellt jetzt die Seemannsmission einen freiwilligen Transportdienst bereit. Die anderen Passagiere sind mit ihrem Gepäck schnell im Kleinbus untergebracht. Als wir immer mehr Satteltaschen, Rucksäcke und schließlich auch noch unsere Fahrräder die Gangway hinuntertragen,  werden die Augen der Fahrerin immer größer. Sie verspricht uns, dass sie in 40 Minuten wiederkommt und braust davon. Wir bleiben etwas verloren zwischen den riesigen Hafenkränen, die das Schiff entladen und den nicht weniger großen Containerbrücken, dessen Fahrer weit über unseren Köpfen sitzen, zurück.

Schon nach ca. 10 Minuten hält ein Pick-Up vom Hafensicherheitsdienst neben uns, dessen Fahrer es wohl zu gefährlich erscheint, wie wir mit unserem Gepäck inmitten des hektischen Hafenbetriebes stehen. Er bietet uns an, uns zum nächsten Tor zu fahren und wir überlegen nicht lange, weil uns die Situation selbst nicht ganz geheuer ist. Mit den Fahrrädern und dem Gepäck auf der Ladefläche des Pick-Ups lassen wir den Kai und die Hyundai Tianjin hinter uns zurück. Nach zwei Minuten Fahrt erreichen wir ein kleines Torhäuschen, dessen Sicherheitsdame etwas überfordert ist mit unserer plötzlichen Anwesenheit am Tor. Sie hat den Sicherheitsdienst, der uns gebracht hat, nicht gesehen und stellt viele Fragen, bevor sie unsere Passnummern aufschreibt und anfängt herumzutelefonieren. Als ein weiterer Minibus von der Seemannsmission vorbeikommt und anbietet uns mitzunehmen, übergibt sie uns erleichtert der Pastorin, die den Bus fährt. Mit Ach und Krach bekommen wir das gesamte Gepäck und die Räder in ihren sehr geräumigen amerikanischen Multifunktions-Van. Die Pfarrerin bringt uns nicht nur aus dem Hafengebiet heraus, sondern fährt uns direkt zum Motel (etwa 15 Autominuten vom Hafen entfernt), weil es auf den Straßen vom Hafen zum Motel nach ihrer Meinung mit dem Fahrrad viel zu gefährlich ist.

Willkommen im Land der breiten Straßen und großen Autos, in dem Radfahrer die Ausnahme sind.

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Land in Sicht http://www.aus-reisen.de/2012/11/land-in-sicht/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=land-in-sicht http://www.aus-reisen.de/2012/11/land-in-sicht/#comments Tue, 06 Nov 2012 00:00:30 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=129 Weiterlesen »]]> Nach vier Tagen mit warmem T-Shirt-Wetter im Golfstrom, weht uns morgens beim Öffnen des Fensters überraschend kalte Luft entgegen. Wir nehmen jetzt direkten Kurs auf New York und während wir am Bug stehen, um einen Blick auf die fliegenden Fische zu erhaschen, die man dort mit ein bisschen Glück sehen kann, lässt sich in der Ferne schon ein blassgrauer Küstenstreifen erahnen.

Viel später am Abend ruft uns dann der Kapitän auf die Brücke, weil uns von New York her die Queen Mary 2 entgegen kommt. Sie fährt backbord (links) an uns vorüber, wird aber bald uninteressant, weil sich auf der Steuerbordseite (rechts) ein viel besseres Bild bietet:

Skyline von New York City vom Containerschiff aus gesehen

Nach zehn Tagen und ca. 7000 km auf dem Meer leuchten uns die Lichter der US-Küste entgegen. Von Ferne wirkt sie zunächst wie eine Lichterkette mit tausenden Lichtpunkten. Doch nach und nach werden die Lichter größer und wir können das Empire State Building und das neue World Trade Center ausmachen.

Das Lotsenboot mit unserem Lotsen

Irgendwann kommt dann ein Lotsenboot in Sicht. Mit einem kleinen Motorboot fährt der Lotse an unseren Frachter heran und klettert über eine Strickleiter an Bord. Als er die Brücke betritt, ist New York ein gutes Stück näher gekommen. Wir stehen staunend am Fenster und betrachten die Skyline, in der man jetzt schon die einzelnen Wolkenkratzer erkennen kann. Durch die mit Bojen markierte Fahrrinne nähern wir uns der Narrow Bridge, die die New Yorker Stadtteile Brooklyn und Staten Island verbindet. Gemächlich fahren wir unter ihr hindurch und dann sehen wir inmitten der ganzen Lichter eine dunkle Silhouette mit einem einzelnen Licht an der Spitze: Die Freiheitsstatue. Wirklich nahe kommen wir ihr nicht, aber mit dem Fernglas können wir sie deutlich sehen. Zusammen mit dem hell erleuchteten World Trade Center und den anderen Hochhausriesen ergibt sich ein wunderbares Bild, an dem wir uns gar nicht satt sehen können.

Wir lassen Manhattan hinter uns zurück und fahren in den eigentlichen Hafen ein. Dort sehen wir schon die nächste Brücke, die Bayonne Bridge, die in den Farben des Union Jack beleuchtet ist. Unter der Brücke schwimmt etwas, das wie ein Christbaum aussieht, sich aber später als ein Lotsenboot herausstellt, mit dem ein weiterer Lotse an Bord kommt und übernimmt. Er gibt trotz der schmalen Fahrrinne ruhig und sicher seine Anweisungen: „Backboard ten!“, „Starboard three!“, „Midships!“, „Steady!“, die der Offizier am Steuer brav wiederholt und damit bestätigt, dass er den richtigen Kurs fährt. Kurz vor dem Liegeplatz gibt der Lotse die Anweisung „Engine Dead Slow“ und wir tuckern mit langsamster Geschwindigkeit Richtung Kaimauer.

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Windstärke 7 – 8 – 9 http://www.aus-reisen.de/2012/11/windstarke-7-8-9/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=windstarke-7-8-9 http://www.aus-reisen.de/2012/11/windstarke-7-8-9/#comments Sat, 03 Nov 2012 00:00:14 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=116 Weiterlesen »]]> Schon am ersten Tag auf der Nordsee schaukelt das Containerschiff leicht, was der Kapitän aber lachend abtut und meint, dass in ein paar Tagen ein Sturm kommen soll, in dem das Schiff dann richtig anfängt zu schaukeln. Er schwärmt noch von der Seekrankheit, dass alle dann blau und weiß im Gesicht werden und man am liebsten sterben wolle, der Schiffkoch sich aber freue, weil er dann nicht soviel kochen müsse. Wir sind also gewarnt und erwarten gespannt mit den anderen Passagieren den Sturm.

Richtig los geht es auf dem Atlantik, als wir den Ärmelkanal verlassen haben. Zuerst kommt der Wind, der dermaßen stark ist, dass man auf Deck nicht ohne sich festzuhalten stehen kann. Zudem können wir kaum atmen, weil der Wind uns von vorn förmlich ins Gesicht schlägt und die Luft brutal in unsere Lungen presst. Auf der Brücke zeigt der Windmesser 40 Konten (72 km/h) ohne den Fahrtwind an. Da wir gegen den Wind fahren, herrscht draußen also eine Windgeschwindigkeit von über 100 km/h.

Schlechte Sicht von der Brücke aus

Das Schiff stampft schon ganz ordentlich, der Kapitän meint aber, dass die Wellen eine Weile brauchen um sich aufzutürmen. Ein paar Stunden später sieht es dann auch schon anders aus. Der Bug des Schiffes wird von den Wellen mehrere Meter hoch gehoben (der erste Ingenieur schätzt 8 m) und die Kajüten in dem Heckaufbauten schwanken entsprechend hin und her. Richtig durchgeschüttelt werden wir, wenn der Bug sich gerade absenkt und eine richtig große Welle seitlich dagegen schlägt. Das Schiff wird daraufhin um ein paar Meter nach rechts oder links gestoßen, was zur Folge hat, dass in der Kajüte alles, was nicht festgemacht oder in Schränken verstaut ist, vom Tisch fällt oder hin und her rollt. Es fühlt sich an, als ob wir in einem Sportauto sitzen, das mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die Kurven fährt.

Folgen der Wucht einer Welle

Die Wellen werden derart stark, dass wir nicht mehr zum Bug und überhaupt nicht mehr auf Deck gehen dürfen. Stattdessen zeigt uns der erste Ingenieur den Maschinenraum mit dem Schiffsmotor, den Dieselgeneratoren und der Meerwasserentsalzungsanlage. Anschließend führt er uns durch den Passage Way, der an der Innenseite des Schiffes entlang führt, nach vorn. Wenn eine besonders große Welle den Bug erfasst, können wir dort hören, wie der Anker gegen die Außenwand des Schiffes schlägt. Es klingt aber eher wie eine Explosion. Der erste Ingenieur meint, dass es schon einmal passieren kann, dass der Anker von der Ankerkette reißt und im Meer versinkt, obwohl er nach ganz oben gezogen ist. Er meint aber auch, dass das so gewollt ist, denn so ein 7-Tonnen-Anker kann die Außenstahlwand durchschlagen. Daher ist die Ankerkette so berechnet, dass sie eher reißt, als dass das Schiff beschädigt wird. Als wir nach dem Sturm das erste Mal wieder am Bug sind, entdecken wir einen verbeulten Container. Eine hohe Welle hat ihn dermaßen hart getroffen, dass sie einfach die Stirnseite des Stahlcontainers um ca. 30 cm eingedrückt hat, selbst die stabilen Außenkanten des Containers sind leicht verbogen.

Ob wir seekrank geworden sind? Na ja, ohne Medikamente (Vomacur von Hexal) wären wir es wohl geworden. Bei mir (Albrecht) begann es mit einem Schwindelgefühl, sodass ich mich kaum mehr auf den Beinen halten konnte, und mit einer Antriebslosigkeit verbunden mit einem leicht flauen Gefühl im Magen. Nachdem ich einen ganzen Vormittag auf Besserung gewartet habe, habe ich doch das Medikament probiert, was ich eigentlich vermeiden wollte, weil einem durch das Lesen der Packungsbeilage Angst und Bange wird. Die Wirkung war aber Wahnsinn. Nach einer Stunde ging es mir wieder richtig gut. Der Schwindel war weg und ich konnte wieder Laufen, das flaue Gefühl im Magen war weg und ich hatte wieder Lust etwas am Rechner zu arbeiten. Das langsame Schaukeln des Schiffes habe ich danach gar nicht mehr mitbekommen. Nur noch das Gewackel, wenn wieder ein Welle das Schiff erschütterte. Das ganze fühlt sich dann an, wie als wenn man in einem Zug sitzt und über sehr alte Gleise und Schwellen rast. Unsere Mitpassagiere nahmen auch Medikamente ein und so musste der Koch doch ganz normal kochen.

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Schiff Ahoi! http://www.aus-reisen.de/2012/10/schiff-ahoi/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=schiff-ahoi http://www.aus-reisen.de/2012/10/schiff-ahoi/#comments Wed, 31 Oct 2012 00:00:58 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=97 Weiterlesen »]]> Unser Abenteuer beginnt wie so viele andere mit dem Weckerklingeln. Um 4.00 Uhr morgens reißt er mich aus dem Schlaf und mein Kopf ist sofort hellwach: Jetzt geht es los! Mein Körper braucht noch ein bisschen, aber wir haben ja eine lange Zugfahrt vor uns, während der er nachziehen kann

Im Zug rufen unsere voll beladenen Räder ein ungläubiges Kopfschütteln der Kaffeeverkäuferin hervor, ansonsten verläuft die Zugfahrt aber bis auf eine kleine Verspätung sehr angenehm. Bei den Umstiegen gibt es immer jemanden, der uns mit den schweren Rädern zur Hand geht.

Unser Gepäck kurz vor der Verladung

Die letzte Strecke vom Bahnhof zum Hafen legen wir mit dem Rad zurück. Am Eingang zum Terminal müssen wir auf ein Shuttle warten, das uns zum Kai bringen soll. Da der normale Van zu klein ist, kommt ein ausgedienter Linienbus, in den unsere Fahrräder wunderbar hineinpassen. Hinter gestapelten Containern und hoch aufragenden Containerbrücken sehen wir schließlich „unser“ Containerschiff, die Hyundai Tianjin.

Ein paar Matrosen laden gerade riesige Farbeimer an Bord und helfen uns bereitwillig unser Gepäck und die Fahrräder über die schmale Gangway an Bord zu bringen. Die Fahrräder müssen wir an Deck stehen lassen, weil sie in unserer Kabine keinen Platz haben. Sie sollen aber später unter Deck verstaut werden.

Der Blick aus unserem Kajütenfenster

Von unserer Kajüte sind wir begeistert. Zwei Zimmer mit Teppichboden, gemütlichen Sofas, Schränken, einem Bett und einem eigenen Bad. Das beste aber ist die Aussicht. Die beiden Fenster, die mit dicken Schraubzwängen verschlossen werden, gehen nach vorne hinaus. Über mehrere Reihen Container hinweg sehen wir den Bug und können weit hinaus aufs Meer schauen. Alles in der Kabine ist festgemacht. Die Schranktüren sind mit Magneten verschlossen und die Fächer haben eine extra Zwischenleiste. Auch die Schubladen sind mit einem Hebelmechanismus versehen, damit sie nicht einfach aufgehen. Der Hocker im Schlafzimmer ist an die Wand gekettet. Das lässt uns Schlimmes befürchten, aber erst einmal genießen wir den Blick aus dem Fenster und beobachten das Treiben im Hafen, bis wir schließlich ablegen.

Für die nächsten anderthalb Wochen leben wir auf dem Schiff. Außer uns sind noch 4 weitere Passagiere an Bord und natürlich die Mannschaft, die wir aber selten sehen. Die einzigen festen Termine sind die Mahlzeiten, ansonsten haben wir Freizeit, können uns die Brücke anschauen und auf Deck spazieren gehen. Herrlich!

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