Albrecht und Sabine reisen » Natur http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Heiße Erde 2 http://www.aus-reisen.de/2013/11/heisse-erde-2/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=heisse-erde-2 http://www.aus-reisen.de/2013/11/heisse-erde-2/#comments Sun, 03 Nov 2013 00:00:13 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2521 Weiterlesen »]]> Wir sind neugierig geworden und möchten noch mehr über vulkanische Aktivitäten lernen. Die Vulkane am Rande der Kontinentalplatten haben wir im letzten Artikel beschrieben. Es gibt aber auch Vulkane inmitten einer Kontinentalplatte, die sogenannten Hotspots. Das sind Magmablasen, die geografisch immer an der gleichen Position bleiben, während die Kontinentalplatte sich langsam weiterschiebt. Eine solche möchten wir jetzt besichtigen.

Mini Vulkan

Mini-Vulkan im Craters of the Moon National Momument

Wir sind auf dem Weg zum Yellowstone Nationalpark, etwa 12 Autostunden von Portland entfernt. Damit die Fahrt nicht ganz zu langweilig ist, halten wir zwischendurch bei den „Craters of the Moon“ (Mondkratern) an. Es ist eine karge Gesteinslandschaft, die von den europäischen Entdeckern so genannt wurde, weil die schwarzen Felsen und die vielen runden Löcher sie an die Oberfläche des Mondes erinnerten. Tatsächlich ist diese Landschaft durch viele Vulkanausbrüche entstanden. Es ist eine Wüste aus Gestein und Geröll, in der es kaum Pflanzen gibt, da alles Wasser tief in dem porösen Gestein der Lava versickert. Wenn man die geschwungenen Linien in der Landschaft betrachtet, kann man sich sehr gut vorstellen, wie hier die heißen Lavaströme immer zäher und zäher wurde und schließlich erkalteten. Auch Mini-Vulkane sieht man hier. Wir schauen tief in die erkalteten Krater und stellen uns vor, wie hier fauchend glühende Lavabrocken meterhoch in den Himmel geschossen sind. Im Besucherzentrum erfahren wir, dass die Landschaft vor ca. 11 Millionen Jahren über dem Yellowstone Hotspot lag und so die ganzen Vulkane hier entstanden sind. Wir sind beeindruckt, liegt doch der Yellowstone Nationalpark mit seinem Yellowstone Hotspot noch 390 km weit weg.

Schon von weitem sehen wir die dampfenden heißen Quellen

Schon von weitem sehen wir den Wasserdampf der heißen Quellen

Der Yellowstone Hotspot ist eine 60 km lange und 35 km breite Magmablase. Ganz besonders an diesem Hotspot ist, dass es sich im Prinzip um einen riesigen Vulkan handelt einen sogenannten Supervulkan, der das letzte Mal vor ca. 640 000 Jahren ausgebrochen ist. Der Ausbruch war so gigantisch, dass die gesamte Erde für mehrere Jahre in eine dunkle Aschewolke gehüllt wurde. Davon ist jetzt allerdings nichts mehr zu sehen. Da sich die Kontinentalplatte weiterbewegt hat, die Magmablase aber an Ort und Stelle geblieben ist, breitet sich eine wunderschöne Landschaft aus Grasland, Hügeln und Wäldern vor unseren Augen aus. Die heiße Gefahr, die darunter schlummert, kann man an der Erdoberfläche nur an den heißen Quellen und Geysiren erkennen, die es hier überall gibt. Das Wasser der heißen Quellen sehen wir schon von weitem dampfend über der Prärie aufsteigen. Als wir näher herankommen, sehen wir, dass es in den Wasserbecken wie in einem Kochtopf brodelt. Da die Erdoberfläche hier teilweise so dünn ist, dass sie unter den Füßen der Besucher nachgeben würde, führt ein Bohlenweg zwischen den Quellen hindurch. So laufen wir durch die schwefelige Luft wie durch eine Hexenküche von einem Teich zum anderen. Wir bewundern die intensiv blaue Färbung des Wassers, das zu heiß für jegliche Lebewesen ist. Nur am Rand der Becken leben Bakterien, die ihnen eine typische Färbung geben, von Pastellfarben in beige und rosa über grün hin zu einem intensiven rot-braun. An einer anderen Stelle hören wir ein Fauchen, sodass wir denken, dass bald ein Geysir ausbricht, aber es ist nur Wasserdampf, der aus einem Loch in der Erde faucht. Nicht weit davon blubbert es in einem Schlammloch, in dem sich Gasblasen bilden, die dann spritzend zerplatzen. An einer anderen Stelle bilden die Bakterien kleine Mauern, sodass es so aussieht, als ob das Wasser über weiße Terrassen herab fließt.

Wir sind beeindruckt von dieser eigentümlichen Landschaft, die so anders ist, als alles, was wir kennen. Als wir aus dem Nationalpark heraus fahren, fällt der erste Schnee des Jahres. Es ist als ob er die heiße Erde, die wir hinter uns zurück lassen, abkühlen wollte. Alles in allem ein einmaliges Erlebnis, dass wir so schnell nicht wieder vergessen werden.

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Heiße Erde 1 http://www.aus-reisen.de/2013/10/heisse-erde-1/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=heisse-erde-1 http://www.aus-reisen.de/2013/10/heisse-erde-1/#comments Thu, 31 Oct 2013 00:00:42 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2501 Weiterlesen »]]> Unser neuer Reiseabschnitt beginnt, wie so viele andere, mit einem Weckerklingeln um 4 Uhr morgens. Warum hat Reisen eigentlich immer mit zeitig aufstehen zu tun? Zwei Stunden später stehen wir im Bahnhof von Vancouver und reihen uns in die lange Schlange der warteten ein. Unsere Pässe werden von den US-Grenzbehörden überprüft und dann steigen wir in den Amtrakzug „Cascades“ ein. Mit ihm verlassen wir Kanada und fahren entlang der US-Westküste nach Portland im Bundesstaat Oregon. Auf der achtstündigen Fahrt erfreuen wir uns an der schönen Landschaft. Hohe Berge, einladende Pazifikstrände und dichte Wälder wechseln sich ab. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, wie viel der Name „Cascades“ mit unseren nächsten Abenteuern zu tun hat. Der Zug durchfährt nämlich das Kaskadengebirge, das sich entlang der US-Westküste von Süd-Kanada bis Nordkalifornien erstreckt. Es ist entstanden, als die pazifische Kontinentalplatte mit der nordamerikanischen zusammengestoßen ist und das Land zusammen gestaucht hat. Auch heute noch verschieben sich diese Platten gegeneinander und sorgen somit für eine Reihe von vulkanischen Aktivitäten in dieser Region.

Mount Hood

Ausblick auf den Mount Hood

Mit einem Freund, der in Portland wohnt, erkunden wir in den nächsten zwei Wochen dieses Gebirge und lernen eine ganze Menge über Vulkane. Gleich zu Beginn schauen wir uns den Mount Hood an. Dieser schlafende Vulkan liegt etwa eine Autostunde von Portland entfernt und ist heute für seine Skipisten und Wanderwege bekannt. Da der letzte Ausbruch vor 200 Jahren war und er gerade nicht aktiv ist (keine Rauchwolken etc.), kann man ganz unbekümmert an ihm entlang wandern.

Ein richtiges Abenteuer erwartet uns, als wir in die Lavaröhre „Ape Cave“ hinabsteigen. Das ist eine Höhle, die vor 2000 Jahren durch einen Lavastrom entstanden ist. Der Strom selbst stammte von dem Ausbruch des auch heute noch aktiven Vulkans Mount St. Helen. Als die Lava erkaltete, bildete sich über ihr eine Gesteinskruste, unter der aber die Lava weiter floss und erst nach und nach auskühlte. Am Ende blieb ein natürlicher Tunnel übrig, durch den wir jetzt hindurch gehen wollen. Und wirklich sehen die Wände der Höhle aus, wie die eines zu Stein erstarrten Flussbettes und der Boden wie ein gefrorener Fluss, aber eben aus Stein. Bewaffnet mit mehreren Kopf- und einer Gaslampe suchen wir uns in absoluter Finsternis selbständig unseren Weg durch die knapp 4 km lange Röhre. Wir kraxeln über von der Decke gefallene Felsbrocken, hangeln uns an einem Seil eine hohe Felskante hinauf und setzen des öfteren Hände, Knie und Ellbogen ein, um uns durch enge Löcher zu zwängen. Nach knapp 3 Stunden Kletterei gelangen wir durch ein Loch in der Decke wieder glücklich und gesund ans Tageslicht.

Als wir die Strecke zurück zum Eingang diesmal überirdisch zurück legen, staunen wir, dass man hier oben so wenig von dem sieht, was da direkt unter unseren Füßen liegt. Wer weiß wie viele von diesen Röhren noch unentdeckt in dem Kaskadengebirge verborgen liegen?

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Bärenstarker Abschied http://www.aus-reisen.de/2013/10/baerenstarker-abschied/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=baerenstarker-abschied http://www.aus-reisen.de/2013/10/baerenstarker-abschied/#comments Mon, 28 Oct 2013 00:00:18 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2481 Weiterlesen »]]> Langsam nähert sich unser Aufenthalt in Kanada seinem Ende. Zehn Monate haben wir in diesem Land verbracht und viel Neues gesehen und erfahren. Wir haben die Kälte und den Schnee des Winters in Toronto, Ottawa und im Algonquin-Park beim Wintercamping ausgehalten, wir haben die Ahornsirupernte als ersten Frühlingsboten kennengelernt, wir sind im Regen und im Sonnenschein durch die Provinz Québec geradelt, wir haben die Weite des Landes im Greyhound-Bus durchquert und wir haben schließlich auch die so viel gerühmte Wildnis in British Columbia gesehen. Nur eines fehlt uns noch auf der Liste der typisch kanadischen Erlebnisse: Eine echte Bärenbegegnung

Langsam begannen wir uns zu fragen, wo den nun die ganzen Bären sind

Langsam fragen wir uns, wo denn nun die ganzen Bären sind

Seit wir in diesem Land angekommen sind, haben wir uns Gedanken gemacht. Schließlich sollen ja Bären in ganz Kanada verbreitet sein. In Toronto wussten wir uns zwar sicher aufgehoben, aber wir wollten auch in ländlicheren Gegenden Rad fahren und im Zelt schlafen. Aber auch hier wurden wir schnell beruhigt, dass Bären sich doch nur in den Wäldern im Norden aufhalten und nicht so weit in den Süden kommen. Als wir dann einmal in einem Nationalpark weiter im Norden übernachteten, war auch hier die Reaktion auf unsere Nachfrage so sorglos, dass wir uns langsam zu fragen begannen, wo denn nun eigentlich die ganzen Bären in Kanada sind.

Erst als wir nach British Columbia kamen, wurde es dann tatsächlich etwas ernster. Es gab „bärensichere“ Mülleimer, die mit einem für Bärentatzen zu komplizierten Verschlussmechanismus versehen waren, die Läden verkauften Bärenspray zur Selbstverteidigung im Notfall, im Nationalpark waren mehrere Wege wegen Bärensichtungen gesperrt und wir begegneten Wanderern mit Glöckchen am Gürtel, die die Bären vertreiben sollen, bevor man ihnen begegnet. Denn die eigentliche Gefahr, so lernten wir, besteht nicht darin, dass der Bär auf die Menschen aufmerksam wird, sondern darin, dass er von ihnen überrascht wird und sich in die Enge getrieben fühlt. Wir hatten auf unseren Wanderungen keine Glöckchen dabei, bekamen aber trotzdem keinen einzigen Bären zu Gesicht. Auch während wir mit dem Wohnwagen unterwegs waren, ist kein einziger Bär über die Straße gelaufen und auf den Zeltplätzen mit Bärenwarnung blieb des Nachts alles ruhig.

Dunkel ragen die Gipfel der benachbarten Berge aus der Wolkendecke hervor

Dunkel ragen die Gipfel der benachbarten Berge aus der Wolkendecke hervor

So ergreifen wir in den letzten Tagen, die wir in Kanada verbringen, selbst die Initiative. Um noch einen richtigen Bären von Nahem zu sehen, besuchen wir eine Pflegestation. Schon allein die Fahrt dorthin in einem Sessellift ist lohnenswert. Unten im Tal bedeckt eine dichte Wolkendecke den Himmel, die wir aber durchbrechen und so auf einmal von oben auf die Wolken blicken. Wer schon einmal in den Alpen etwas Ähnliches gesehen hat, weiß, wie herrlich es aussieht, wenn die mächtigen Gipfel der benachbarten Berge dunkel aus den von der Sonne angestrahlten Wolken ragen. Als wir aus dem Lift aussteigen, haben wir aber nur kurz Zeit, diesen Anblick zu genießen, denn schon hat uns der Wildhüter der Pflegestation entdeckt. „Wollt Ihr Boo (so heißt der Bär) von Nahem sehen? Dann kommt schnell her!“ Und tatsächlich läuft Boo gerade gemächlich am Zaun seines Geheges entlang, wo Möhren, Kartoffeln und andere Leckerbissen für ihn versteckt sind.

Boo, der Grizzly

Boo, der Grizzly

Boo ist ein Grizzlybär, dessen Mutter von Wilderern erschossen wurde, als er fünf Monate alt war. Seine Pfleger umzäunten ihm ein 22 Hektar großes Areal, in dem er sich frei bewegen und nach Nahrung suchen konnte, gaben ihm aber auch zusätzliches Futter. Er war ein interessantes Forschungsobjekt, da die Pfleger an ihm sehen konnten, was ein Bär an angeborenen Instinkten mitbringt und was er von seiner Mutter erlernt. So fing Boo an, sich für den Winter eine Höhle zu bauen, ohne dass es ihm jemand gezeigt hätte. Die ersten Versuche waren nicht bewohnbar, sodass die Pfleger ihm eine andere Höhle errichteten mussten, in der er überwintern konnte. Boo lernte aber bald dazu und so baut er inzwischen seine eigenen Höhlen. Da Boo mehrmals aus seinem Gehege ausgebrochen ist und für einige Zeit in der Wildnis überlebt hat, gehen die Pfleger davon aus, dass er einem solchen Leben gewachsen wäre. Allerdings ist er so an Menschen gewöhnt (der Pfleger steht mit dem Rücken zu ihm, als er mit uns spricht), dass er sich ihnen wohl zutraulich nähern würde, anstatt wegzulaufen. Dies würde zu gefährlichen Begegnungen führen, die alle Verantwortlichen lieber vermeiden möchten, und so verbleibt Boo in der Pflegestation.
Während dieser ganzen Erklärungen hat Boo fertig gefressen und sich auf den Weg zu einem Schlammloch gemacht, wo er genüsslich badet. Danach verschwindet er zu einem Mittagsschläfchen im Gebüsch. Wir haben genug gesehen und fahren zufrieden hinab ins Tal. Nachdem wir nun auch einem echten Bären hautnah begegnet sind, können wir Kanada getrost verlassen, ohne eine der Hauptattraktionen verpasst zu haben.

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Wildes Kanada http://www.aus-reisen.de/2013/10/wildes-kanada/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=wildes-kanada http://www.aus-reisen.de/2013/10/wildes-kanada/#comments Fri, 25 Oct 2013 00:00:32 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2461 Weiterlesen »]]> Für die nächsten Tage steht der Icefields Parkway auf unserem Reiseplan, eine der schönsten Panoramastraßen weltweit. Er verläuft mitten durch die kanadischen Rocky Mountains durch eine Landschaft, die schon 1885 durch die Regierung als Nationalpark unter Schutz gestellt wurde. Hier finden Bären, Elche und andere Tiere einen Rückzugsort, man kann Wasserfälle, Gletscher und natürlich Berge bestaunen und ein Netz von Wanderwegen lädt dazu ein, die Gegend auch zu Fuß zu erkunden.

Gleich hinter dem Eingang zum Park bremst der PKW vor uns plötzlich ab. Wir sehen eine Reihe von Autos am gegenüberliegenden Straßenrand parken und als wir weiterfahren entdecken wir auch den Grund: Ein großer, blass-brauner Wapiti-Hirsch mit einem mächtigen Geweih steht friedlich grasend am Wegesrand. Einige Meter entfernt steht sein Weibchen, das genau so friedlich grast. Was für eine Begrüßung im Park! Natürlich machen wir ein Erinnerungsfoto, bevor wir weiterfahren zum Besucherzentrum. Dort erfahren wir dann, dass gerade Brunftzeit ist und man Wapiti-Hirsche bloß nicht stören soll und sich ihnen schon garnicht auf mehr als 25 Meter nähern soll. Zur Verdeutlichung hängen gleich mal ein paar Fotos von den Wapiti-Männchen in Angriffsstellung und arg zerbeulten Autos daneben. Für uns kommt diese Warnung etwas zu spät, aber es ist ja zum Glück auch nichts passiert.

Die nächsten Tage sollen uns noch mehr tierische Begegnungen bescheren. Wir sehen einen weiteren Wapiti-Hirsch, der diesmal aber schon von Wildhütern entdeckt wurde. Sie schießen mit einem Gummigeschoss auf ihn, immer in Bereitschaft in der nächsten Sekunde in ihren Pick-Up zu springen und Gas zu geben. Aber der Hirsch scheint die Prozedur schon zu kennen und setzt sich in Richtung Wald in Bewegung, kaum dass er das Gewehr mit den Gummigeschossen sieht. Als er dann getroffen wird, verschwindet er blitzschnell unter den Bäumen. Ein anderes Mal macht uns ein anderer Autofahrer auf zwei Bären im Wald aufmerksam, von denen wir aber nur noch ein paar sich bewegende Zweige und mit viel Mühe die Ohren im Dickicht verschwinden sehen. Außerdem stolpern wir auf einer Wanderung fast über ein Tannenhuhn, das unbekümmert mitten auf dem Weg nach Tannennadeln pickt, beobachten fasziniert mehrere Erdhörnchen, wie sie geschäftig an Nüssen knabbern und begegnen mehreren Ziegen, die am Straßenrand das Gras abfressen.

Auch die Landschaft beeindruckt uns. Schon von der Straße aus hat meinen einen wunderschönen Blick auf die riesigen Berge, ausgedehnten Tannenwälder und die weißgrauen Gletscher. Da ist es gut, dass zahlreiche Haltebuchten dazu einladen, an den besten Aussichtspunkten anzuhalten und Fotos zu machen.
Immer wieder fahren wir auch auf Parkplätze, um zu einigen Attraktionen zu laufen. Da sind die Athabasca-Falls, also ein Wasserfall, der gewaltig rauschend und schäumend einen Höhenunterschied von 23 Metern durch eine enge Schlucht überwindet. Über das alte, inzwischen ausgetrocknete Flussbett gelangt man an den Fuß des Wasserfalls. Hier fließt das Wasser wieder ruhig und friedlich dahin, als ob die tosenden Wassermassen nichts mit ihm zu tun hätten. Da ist der Emerald-See, auf dessen tiefblauem Wasser wir eine Runde mit dem Kanu drehen. Die Farbe ist so intensiv, dass wir das Gefühl haben, unsere Paddel in einen Farbtopf zu tauchen. Tatsächlich sind es aber spezielle Sedimente im Gletscherwasser, die das Wasser so blau erscheinen lassen, weil sie vom Sonnenlicht nur die blaue Farbe reflektieren.

Unser Wohnmobil vor dem Geltscher

Unser Wohnmobil vor dem Gletscher

Und da ist der Athabasca-Gletscher, einer der Gletscher des Columbia-Eisfelds, nach dem der „Icefields“-Parkway benannt ist. Wir erreichen ihn am Abend unseres dritten Tages in den Nationalparks. Über die sogenannte Endmoräne, die mit ihrem aufgetürmten Geröll wie eine Abraumhalde wirkt, wandern wir zum Fuß des Gletschers. Er begrüßt uns mit einem eisigen Wind, der uns in die Gesichter weht. In dieser lebensfeindlichen Landschaft aus Eis und blankem Stein zeigt sich kein bisschen grün. Schwarz, weiß und grau sind die dominierenden Farben. Wir lassen die kalte und unwirtliche Atmosphäre auf uns wirken, bevor wir uns zu dem Parkplatz begeben, auf dem wir die Nacht verbringen. Wir parken unser Wohnmobil mit Sicht auf den Gletscher und bald legt sich eine gespenstische Ruhe über das gesamte Tal, da außer uns kaum jemand hier oben ist. Als wir am nächsten Morgen weiterfahren begleitet uns der Eindruck, den der Gletscher auf uns gemacht hat, noch eine ganze Weile.

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Inside Passage http://www.aus-reisen.de/2013/10/inside-passage/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=inside-passage http://www.aus-reisen.de/2013/10/inside-passage/#comments Sat, 19 Oct 2013 00:00:58 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=2411 Weiterlesen »]]> Dunstiger Nebel liegt über dem Wasser. Nur schemenhaft lassen sich darin die nahen Inseln erahnen, deren Gipfel wie aus dem Nichts in den Himmel ragen. Es wirkt wie eine Szenerie für einen Piratenfilm. Tatsächlich würde ein Schatz, der hier versteckt wird, wahrscheinlich nie gefunden werden, denn die Inseln sind unbewohnt und ringsherum gibt es meilenweit nur steile Abhänge und undurchdringliche Tannenwälder.

Die Fähre ist die schnellste Verbindung zwischen Vancouver und Prince Rupert

Die Fähre ist die schnellste Verbindung zwischen Vancouver und Prince Rupert

Wir befinden uns auf einer Fähre auf der sogenannten „Inside-Passage“, dem schnellsten Weg um von Vancouver, im Süden Kanadas, bis nach Prince Rupert, einer Hafenstadt knapp unterhalb der Grenze von Alaska zu gelangen. Da die Landschaft entlang der Küste bergig und nahezu unbewohnt ist, hat noch nie jemand versucht, dort eine Straße zu bauen. Stattdessen gibt es eine Fährverbindung, die ihre Passagiere nicht nur bequem ans Ziel bringt, sondern ihnen auch die Gelegenheit bietet, die wilde Schönheit der rauen Küste zu bestaunen. Wir stehen gerade am Beginn einer dreiwöchigen Tour durch British Columbia, also durch die westlichste Provinz Kanadas. Von Prince Rupert aus wollen wir gemeinsam mit Albrechts Eltern und einem Wohnmobil über eine Straße weiter im Landesinnern zurück nach Vancouver fahren. Zuerst geht es aber mit Sack und Pack auf der Fähre nach Norden.

Endlose Tannenwälder und zerklüftete Berge säumen das Ufer

Endlose Tannenwälder und zerklüftete Berge säumen das Ufer

Gemeinsam mit vielen anderen Touristen stehen wir an der Reling und sehen endlose Tannenwälder und zerklüftete Berge an uns vorbeigleiten. Die Inside Passage besteht aus einer tiefen, mit dem Wasser des Pazifiks gefüllten Rinne, die im Tal zwischen zwei Gebirgszügen verläuft. Auf der einen Seite liegt die große Landmasse Kanadas, deren Küste ein bisschen an die Fjorde von Norwegen erinnert, auf der anderen Seite liegen viele kleine Inseln, die im Prinzip genauso aussehen, aber halt von Wasser umgeben sind.

Walsichtung

Walsichtung

Zu Beginn unserer Reise scheint noch die Sonne und im glitzernden Wasser halten wir nach Walen Ausschau, die durch den gleichen Kanal ihre jährliche Migrationsroute haben. Von der Brücke aus müssen auch ein paar zu sehen gewesen sein, denn jedes Mal wird eine Durchsage gemacht: „Ein Grauwal an Backbord.“ „Zwei Orcas an Steuerbord“ „Mehrere Buckelwale an Backbord.“ Natürlich schnappen wir uns genau wie alle anderen Passagiere jedes Mal brav das Fernglas und gehen zu der entsprechenden Seite, aber die Wale sind so weit weg, dass wir nur mit Mühe eine wedelnde Schwanzflosse oder ein paar Punkte auf dem Wasser erkennen, die Finnen sein könnten.

Dichter Nebel steigt über dem Wasser auf

Dichter Nebel steigt über dem Wasser auf

Während wir noch angestrengt durch unsere Ferngläser schauen, treten allmählich die Ufer links und rechts immer näher zusammen. Bald sieht es so aus, als ob man sie mit einem Steinwurf erreichen könnte. Der Kapitän erzählt über Lautsprecher, dass dies die engste Stelle der Passage sei und er hier auch schon Mal Elche oder Hirsche durch den engen Kanal hat schwimmen sehen. Heute zeigt sich leider kein Tier im Wasser, aber dafür sehen wir einen Weißkopfseeadler, der bewegungslos auf dem Ast einer Tanne sitzt.

Über diesen ganzen Beobachtungen und Erzählungen wird es langsam dunkel. Die Sonne verschwindet hinter den Berggipfeln und dichter Nebel steigt über dem Wasser auf. Bald fahren wir im Halbdunkel durch die oben beschriebene, gespenstische Szenerie. Man kann sich gut vorstellen, dass hier schon so mancher in einer dunklen Nacht seinen Kurs verloren hat und auf die spitzen Felsen aufgelaufen ist. Aber unser Kapitän kennt seine Route und so legen wir nach einer langen Fahrt durch die Dunkelheit sicher im Hafen von Prince Rupert an.

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Farmarbeit http://www.aus-reisen.de/2013/08/farmarbeit/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=farmarbeit http://www.aus-reisen.de/2013/08/farmarbeit/#comments Fri, 16 Aug 2013 20:22:41 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1206 Weiterlesen »]]> Wie sieht es denn nun aus, unser Leben auf der Farm? Gleich am ersten Tag führt Gen, die Mutter der Familie, mich und eine weitere Wooferin (Freiwillige Helferin) in den Garten ein. Sie zeigt uns das Gewächshaus und die Beete und erklärt, dass wir in den nächsten Tagen Karotten, Kartoffeln, Brokkoli und vieles andere mehr anpflanzen werden. Zunächst seien aber die Erdbeeren und Zwiebeln dran. Suchend schauen wir über die Beete und können weder Zwiebeln noch Erdbeeren entdecken. Gen geht aber zielsicher auf ein Unkraut überwuchertes Beet zu und findet zwischen all dem Grün tatsächlich ein kleines Erdbeerpflänzchen. Drei weitere, genauso überwucherte Beete befinden sich dahinter. Wir können sehen, dass unsere Hilfe hier dringend notwendig ist.

Bei der Arbeit

Bei der Arbeit

Albrecht wird unterdessen in seine Arbeit auf der Baustelle eingeführt. Eigentlich ist es keine „Bau“- sondern eine „Abbau“-stelle. Es geht darum, das alte Wohnhaus, in dem die Familie bis vor zwei Jahren gelebt hat, abzureißen und so viel wie möglich von dem Baumaterial zu recyclen. Das bedeutet konkret Holzbalken entnageln, Bretter entnageln und Nägel aus dem alten Holz entfernen. Das alte Baumaterial verwendet Indra, der Familienvater, für den Weiterbau des neuen Hauses oder verschenkt sie an Freunde. Was gar nicht mehr zu verwenden ist, wird in einem großen Feuer verbrannt.

Langsam stellt sich bei uns eine gewisse Routine ein. Wir fangen morgens gemächlich an, machen mittags eine lange Pause und haben Abends immer noch ein bisschen Zeit für uns. So gehen wir Walderdbeeren pflücken, Kanu fahren und Pilze sammeln, beobachten, wie die Katzen kleine Kätzchen bekommen und genießen die Aussicht von dem Hügel auf dem die Farm steht.

Beim Rasenmähen

Beim Rasenmähen

Ein Anliegen, dem wir uns ganz zu Anfang widmen ist die Wildwiese, in der unser Wohnwagen steht. Da wir wenig Lust haben, jeden Abend und Morgen nasse Füße zu bekommen, fragen wir nach einem Rasenmäher. Der ist vorhanden, funktioniert im Moment aber leider nicht. Stattdessen schärft Indra mit einem elektrischen Bandschleifer die alte Sense, die im Gewächshaus steht und damit geht es der Wiese an den Kragen. Es dauert gar nicht so lange und Albrecht und ich haben uns einen schönen breiten Weg freigesenst.

So geht es drei Wochen lang. Wir bepflanzen die restlichen Beete, binden Tomaten und Gurken im Gewächshaus hoch und jäten sehr viel Unkraut. Das Haus wird immer weiter abgerissen und wir schleppen Holzstapel von einer Ecke in die andere. Alles in einem entspannten Arbeitstempo mit vielen Pausen und Diskussionen über Gott und die Welt. Erst am vorletzten Tag vor unserer geplanten Abreise soll sich dies ändern. Es ist ein Donnerstag und tatsächlich kommt an diesem morgen um sieben der Bagger vorbei. Seit unserer Ankunft hat Indra uns erzählt, dass er kommen soll und seine Ankunft dann immer wieder verschoben. Erst war es ein Streik der Baggerführer, dann ein kaputter Bagger und schließlich ist der Bagger bei der Rettungsaktion eines Trucks im Wald stecken geblieben. Aber an diesem Morgen hören wir tatsächlich das lärmende Gerät auf der Baustelle arbeiten. Als wir gemütlich wie immer beim Frühstück sitzen, wird es auf einmal hektisch. Da wir nun einmal das große Gerät zur Unterstützung haben, gibt es plötzlich sehr viel zu tun. Indra möchte für Pferdekoppel der Farm einen neuen Zaun bauen und mit Hilfe des Baggers die zwei Meter langen Pfähle dafür einschlagen. Das Problem dabei ist, dass der alte Zaun samt einem alten Pferdeschuppen noch dasteht. Also müssen wir in zwei Tagen den gesamten Pferdezaun abreißen und so viel Holz wie möglich von dem alten Pferdeschuppen entfernen. Außerdem muss der Weg für den Bagger freigeräumt werden.

Zwei Tage arbeiten wir angespannt bei großer Hitze durch und sind danach so geschafft, dass wir unsere Abfahrt noch um einen Tag verschieben, um wieder Kräfte zu sammeln. Als wir schließlich am Sonntag aufbrechen, gibt uns aber der Blick auf die Beete und die Baustelle die Gewissheit, dass wir nicht umsonst hier gewesen sind und einiges geschafft haben.

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In freier Wildbahn http://www.aus-reisen.de/2013/06/in_freier_wildbahn/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=in_freier_wildbahn http://www.aus-reisen.de/2013/06/in_freier_wildbahn/#comments Sun, 23 Jun 2013 00:59:02 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1068 Weiterlesen »]]> Seit drei Tagen befinden wir uns auf einer Radtour, die uns von Montréal durch den Süden der kanadischen Provinz Quebec bis zu einer Bio-Farm in den Appalachen führt. Auf dieser Farm werden wir einen Monat verbringen, dort gegen Kost und Logis mitarbeiten und vor allem Französisch sprechen (zumindest ich). Vorerst ist aber jeweils der nächste Zeltplatz unser Ziel und wir genießen es, ohne Zeitdruck jeden Tag ein bisschen weiter zu fahren .

Streifenhörnchen

Streifen-Backenhörnchen (Eastern Chipmunk)

Heute nieselt es, seit wir morgens auf das Fahrrad gestiegen sind und wir strampeln triefend den verlassenen Radweg entlang. Bei so einem Wetter ist kaum jemand unterwegs. Außer einem hartgesottenen älteren Herrn, der in den nächsten drei Monaten noch 2000 km weiter bis nach Nova Scotia an den Atlantik radeln will, lässt sich niemand blicken. So bin ich in Gedanken schon beim Abendessen und einer heißen Dusche, als ich ein Rascheln dicht vor mir vernehme. Ich schaue hin und sehe gerade noch einen Schwanz im Gebüsch verschwinden. An den Streifen erkenne ich ein Streifenhörnchen und es soll nur das erste von mehreren sein, die uns auf unserer Tour begegnen.

Wenig später bringe ich mein Fahrrad abrupt zum Stehen. Eine Schildkröte sitzt bewegungslos auf dem Streifen Wiese neben dem Weg. Erst denke ich, dass sie aus Keramik ist, aber wer stellt schon eine Keramikschildkröte mitten in die Landschaft? Tatsächlich blinzelt sie ab und zu und reckt nach einer Weile gaaanz laaangsam den Kopf nach Vorne. Sie lässt sich nicht stören und bleibt auch sitzen, als Albrecht sie fotografiert. Wir vermuten, dass sie dort Eier legt und richtig, als wir weiterfahren, fallen uns neben dem Weg Löcher auf, die von leeren Eiern umgeben sind.

Schildkröte

Schnappschildkröte (Common Snapping Turtle)

Die Landschaft wird immer sumpfiger und bei einem See stoppen wir ein weiteres Mal. Ein Biber schwimmt zwischen den abgestorbenen Baumstämmen, die weiß und kahl aus dem Wasser ragen. Als wir genauer hinschauen entdecken wir auch seinen Bau und den Damm, den er gebaut hat. Wir sind beeindruckt, wie stark dieses kleine Tier seine Umgebung verändert.

Obwohl wir uns über die vielen Tiere freuen, die wir an diesem Tag gesehen haben, verbringen wir die folgenden Regentage lieber auf dem Zeltplatz als auf dem Fahrrad. Auch so haben wir noch einige tierische Begegnungen und wir fühlen uns das erste Mal richtig angekommen in der “Wildnis” Kanadas.

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