Von Peking nach Moskau – Teil 3

Eindrücke einer 7621 km langen Zugreise

Geschrieben am 27. November 2013 von
Als wir morgens aufwachen blicken wir auf eine weite Steppenlandschaft

Als wir morgens aufwachen, blicken wir auf eine weite Steppenlandschaft

Eine scharfe Bremsung holt uns aus dem Land der Träume. Es dauert ein paar Minuten, bis wir realisieren, wo wir uns befinden. Wir haben unsere erste Nacht in dem Zug verbracht, der uns von Peking nach Moskau fahren wird. Als wir aus dem Fenster schauen, blicken wir auf eine weite Steppenlandschaft: Die Mongolei. Trocken und staubig erstreckt sich das Grasland bis zum Horizont. Wir sehen Jurten und Pferde an unserem Fenster vorbei ziehen und langsam geht das Land in sanfte Hügel über. Ein Höhepunkt ist die Durchfahrt durch Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei. Im Zentrum reihen sich wenig ansehnliche Betonbauten aneinander, aber am Stadtrand stehen auch viele Jurten und kleinere Häuschen, die einen freundlicheren Eindruck machen. Die Dächer der Häuser strahlen in kräftigen Farben. Blau, grün, rot und gelb leuchtet es uns entgegen. Manchmal ist auch hellblau oder violett dazwischen. Vielleicht ist dies der Versuch der Bewohner, ein bisschen Farbe in ihre ansonsten farblose Welt zu bringen.

Als wir zum Abendessen gehen, überrascht uns das mongolische Bordrestaurant, das gestern Abend an der Grenze an unseren Zug angekoppelt wurde. Es ist sehr hübsch eingerichtet, mit verzierter Decke, einem Pferdebild über der Tür und traditionellen Gegenständen an der Wand. Da schmeckt uns das Essen gleich doppelt so gut, auch wenn wir jetzt dafür zahlen müssen (anscheinend war das kostenlose Essen von gestern eine rein chinesische Serviceleistung).

Wir fahren direkt am Beikalsee entlang

Wir fahren direkt am Baikalsee entlang

Am nächsten Morgen erwartet uns ein weiteres Highlight dieser Tour. Unser Zug fährt um die Südspitze des Baikalsees herum. Gestern Abend noch haben wir die russische Grenze überquert und fahren jetzt durch Sibirien. Allerdings gehen Zuguhren und  Fahrpläne in ganz Russland nach Moskauer Zeit, die mit der Pekinger Zeit um vier Stunden versetzt ist. Das heißt, dass so weit im Osten, wie wir uns befinden, die Sonne um halb vier morgens aufgeht und um halb zwei nachmittags wieder untergeht. Wir entscheiden uns aber, unseren Tagesablauf nach der Sonne zu richten, denn schließlich wollen wir ja das Tageslicht nutzen, um die Landschaft zu betrachten. Außerdem sind unsere Körper eh noch auf die Pekinger Zeit eingestellt und so ist es kein Problem für uns, um sechs Uhr morgens (also in Peking um zehn) am Zugfenster zu stehen und hinaus auf das glitzernde Wasser des Baikalsees zu blicken. Das Wasser ist glasklar, der Himmel ist wolkenlos blau und am Horizont sehen wir schneebedeckte Berge. Ein schönes Bild. Das Gras am Ufer ist von Raureif überzogen, es liegt Schnee auf den Feldern und viele der Pfützen und Zuläufe des Sees sind bereits zugefroren. Im Zug selbst ist es aber dank der Kohleheizung mollig warm.

In Irkutsk haben wir 30 min Aufenthalt, Zeit genug Wasser und Brot zu kaufen

Am Bahnhof von Irkutsk

Einen halben Tag dauert es, bis wir das Südufer des Baikalsees umfahren haben, dann halten wir in Irkutsk. Dies ist die größte Stadt hier in Sibirien und die erste Möglichkeit für uns, russischen Boden zu betreten. Wir steigen aus und geben gleich die ersten Rubel an einem Kiosk für Brot und Wasser aus.

Den Rest des Tages fahren wir durch Birken- und Tannenwälder, in denen immer wieder kleine Siedlungen und Städte auftauchen. Es erstaunt uns, dass die Gegend so besiedelt ist, wo doch Sibirien in Deutschland eher der Inbegriff von menschenleerer Tundra ist. Die Häuser wirken liebevoll gepflegt und sind teilweise sogar recht modern. Am Abend gehen wir wieder ins Bordrestaurant, das jetzt russisch ist. Die Speisen sind schon wieder sehr europäisch (Hering und Bratkartoffeln) und so denken wir daran, dass unsere Reise sich dem Ende zuneigt und wir in zwei Wochen wieder in Deutschland sein wollen.